Chemie-Grundkurs (Herr Dr. Straßer)
Wahrscheinlich erging es unserem Grundkurs bei Herrn Dr. Straßer nicht sehr viel anders ,als unseren Vorgängern . Herr Dr. Straßer scheint immer noch im Chemiesaal zu wohnen und seine Überraschungseierfiguren zu hüten. (Zitat: „Die stammen aus einer Zeit, als die Schüler noch nett zu den Lehrern waren.“)
Aber das wird ja wohl bald ein Ende haben, wenn der Doc sein berühmt-berüchtigtes Wohnzimmer für immer verlassen muss. Denn, wie wir ja alle einst durch ein sehr informatives Schreiben erfahren haben, ist ja eigentlich schon seit den Herbstferien der neue Chemiesaal in Gebrauch.
In der vorletzten Schulwoche wurden wir dann schließlich einmal durch sein neues Reich geführt und durften die klogrüne Einrichtung bestaunen. Durch diese neuen Räumlichkeiten werden unsere Nachfolger jedoch eines einzigartigen und unersetzlichen Rituals beraubt. Sie werden nie mehr durch die Sargtür schreiten dürfen! Etwas, was wir in unseren letzten Tagen, als der gute alte Chemienebensaal dann so langsam verstaubte schon sehr vermisst hatten.
In
der gesamten Zeit, in der wir bei ihm Unterricht hatten, verließ er nur einmal
seine Wohnzimmer. Allerdings nicht, wie man erwarten könnte um zu kegeln, nein
, um mit uns zur Bayer AG nach Leverkusen zu fahren. Er dachte anscheinend bei
diesem Chemieriesen könnte er sich heimisch fühlen.
Fern
seiner gewohnten Umgebung , zeigte sich
Herr Dr. Straßer von einer ganz anderen Seite. So erschien er
beispielsweise zu diesem besonderen Ereignis in einem neuen Outfit: Ein
schwarzer Rollkragenpullover, kombiniert mit einem gewagten karierten Sakko und
einer schwarze Hose.
Der
eigentliche Anlass dieser kleinen Reise, war der Abschluss eines
Landesseminars, an dem eines unserer Kursmitglieder, teilgenommen hatte.
Nach
Paparazziart versuchte Herr Dr. Straßer von unserer Gruppe ein paar Fotos zu schießen. Als jedoch einige
versuchten dem zu entgehen , konterte er mit seinem bekannten Liebreiz, er
fotografiere ohnehin lieber seinen Enkel.
Als
eine Rednerin bei der Abschlussfeier dieses Seminars einige didaktische
Verbesserungsvorschläge anbrachte, und zwar, dass junge attraktive Lehrerinnen
und Lehrer wohl auch die Attraktivität des Unterrichts steigern könnten,
grinste er nur und gab ein überzeugtes „Wie ich!“ von sich.
Probleme
mit der Zeitrechnung zeigten sich auch, wenn man von ihm um 13.45 Uhr mit einem
vernichtenden Blick gestraft wurde, weil man ihn mit einem „Guten Tag“ anstelle
eines „Guten Morgens“ grüßte.
Wahrscheinlich
hat jeder schon mit diesem Gesichtsausdruck Bekanntschaft gemacht. Seine Gestik
als Reaktion auf falsche Antworten, und misslungene Versuche unvollständige
Sätze etc. ist ja bekannt und bühnenreif. An ihm ist wahrhaftig ein
Schauspieler verloren gegangen. Sein Bühnenrepertoire reicht vom schwerem
seelischen Schock bis zum Herzinfarkt.
Trug er zwar gerne eine gewisse ,,Härte“ zur Schau, so
steckt doch ein weicher Kern dahinter.
Verena
Selent